Die Saar-Uni geht neue Wege im Technologietransfer

Die Universität des Saarlandes gründet gemeinsam mit einem externen Gründerteam Start-Up zur Kommerzialisierung von Hightech-Metallschäumen

Unternehmensgründungen

Beitrag vom: 26.04.2017

(v.l.n.r.) Dr. Frank Döbrich (PVA), Michael Weidner (KWT),
Dr.-Ing. Dr. Anne Jung, Dr. Andreas Kleine, Michael Kleine,
Prof. Dr.-Ing. Stefan Diebels, Axel Koch (KWT),
Foto: Beate Wehrle (KWT)

Nicht selten stockt der Technologietransfer von der Forschung in die Anwendung, da an den Hochschulen ungenutzte Entwicklungen vorhanden sind, deren Potenzial selbst den Wissenschaftlern manchmal nicht bewusst ist und für die teilweise auch keine Gründer vorhanden sind. Die Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) hat einen neuen Ansatz des Technologietransfers entwickelt, um über eine durchgehende Innovationskette vom Auffinden von Technologien mit großem Verwertungspotenzial über deren geschäftsmäßige Weiterentwicklung bis zur Suche nach passenden Gründern neue Wertschöpfung zu kreieren.

Der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis stellt eine wesentliche Voraussetzung für Fortschritt und Innovation dar und ist die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. An der Saar-Uni werden seit vergangenem Jahr im Rahmen des Projektes „IP->Company Initiator“ von KWT-Mitarbeiter Michael Weidner gemeinsam mit Wissenschaftlern Ideen und Innovationspotenziale detektiert, mit der Patentverwertungsagentur der saarländischen Hochschulen (PVA) evaluiert und mit hochkarätigen externen Unternehmerpersönlichkeiten zusammengebracht.

Pilotprojekt ist die vor kurzem erfolgte Gründung der Mac Panther Materials GmbH zur Kommerzialisierung von an der Saar-Uni entwickelten Hightech-Metallschäumen. Unternehmensgründer sind die Brüder Dr. Andreas Kleine, Festkörperphysiker und ehemaliger Forschungsmanager, und Michael Kleine, Wirtschaftsingenieur und Geschäftsführer eines Kaltumformungs- und Maschinenbauunternehmens mit 40 Mitarbeitern aus Bremen. An dem neuen Unternehmen weiterhin beteiligt sind die ‚Universität des Saarlandes Wissens- und Technologietransfer GmbH‘ (WuT) sowie Dr.-Ing. Dr. Anne Jung und Professor Dr.-Ing. Stefan Diebels vom Lehrstuhl für Technische Mechanik.

Die Erfinderin Dr.-Ing. Dr. Anne Jung hat bereits im Rahmen ihrer ersten Doktorarbeit in Mechanik am Lehrstuhl von Professor Diebels in Kooperation mit Privatdozent Dr. Harald Natter und Professor Dr. Rolf Hempelmann vom Lehrstuhl für Physikalische Chemie an der Beschichtung von offenporigen Metallschäumen gearbeitet und eine neuartige Nanobeschichtung entwickelt, die von der Saar-Uni 2009 zum Patent angemeldet wurde. Für die Erfindung der Hightech-Metallschäume im Rahmen ihrer Doktorarbeit wurde Anne Jung 2013 mit dem Deutschen Studienpreis ausgezeichnet. Konsequent hat sie die Technologie seither weiterentwickelt, so dass zwischenzeitlich auch Polyurethanschäume beschichtet werden können, was einen erheblichen Kostenvorteil darstellt. Die Verwertung ihrer Entwicklung in einer eigenen Gründung kam für die Wissenschaftlerin nicht in Betracht, so dass diese nun von der Mac Panther Materials GmbH gemeinsam mit dem Lehrstuhl von Professor Diebels und dem Transfercentre Sustainable Electrochemistry für unterschiedliche Anwendungsgebiete wie Leichtbau oder Energieabsorption weiterentwickelt und vermarktet wird.

„Mein Bruder und ich sehen eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten und Marktchancen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Metallschäumen können wir leicht anwendungsoptimierte Lösungen anbieten“, so Geschäftsführer Dr. Andreas Kleine. Bereits existierende Metallschäume können von Mac Panther Materials mit unterschiedlichen Materialien und Dicken beschichtet werden, was eine deutliche Verbesserung ihrer mechanischen Eigenschaften mit sich bringt. „Wir sehen hier ein großes Potenzial, in bestehende Märkte vorzudringen oder neue zu schaffen“, führt der zweite Geschäftsführer Michael Kleine aus: „Wichtiger für Mac Panther Materials wird voraussichtlich die neuentwickelte Technologie sein, auch dicke Platten aus Polyurethanschaum homogen mit einem Metall beschichten zu können. Durch drastisch gesenkte Herstellungskosten bei vergleichbaren Eigenschaften gegenüber herkömmlichen Metallschäumen sind wir sehr optimistisch, eine erfolgreiche Zukunft mit Mac Panther Materials zu haben.“

Auch KWT-Geschäftsführer Axel Koch ist von dem neuen Ansatz überzeugt: „Wir waren positiv überrascht, wie groß das Interesse von erfahrenen Gründerpersönlichkeiten an unserer Technologie war und sind überzeugt, auch in Zukunft weitere spannende Technologien mit externen Gründern zusammenbringen und so vermarkten zu können.“